Ultimae voces – letzte Gedichte

Tafelrunde

DER SESSELWO DU SASSEST

UND WO VIEL SCHATTEN IST:

DAS FEUER; WO DU LASEST

UND NICHT MEHR WUSSTEST WER DU BIST.

DAS LIEBESLIED, IN DEM DU DICH VERSTRICKST,

- WIE MERLIN EINST VERWUCHS MIT VIVIANE -

DER UHRENBERG; IN DEM DIE ZEIT ERSTICKT,

DEN DU BESIEGST IN EINEM WAHNE.

DREI GLÄSER WEIN; SO SCHIMMERND FREMD WIE NAH,

AUF DIESEM TISCH, DER EINST IN ANDRER WELT

BEI LANGEM GASTMAHL VIELE GÄSTE SAH, -

DIE FREUNDE FERN, DIE FREUNDE NAH

UND LÄNGST WEIT WEG: EH EINER SICH VERSAH.

8.6.2001

DIE DINGE WIEDER GANZ AUS IHRER NÄHE KENNEN,

WO SIE SO UNAUFDRINGLICH GANZ SICH SELBER SIND,

FEST AUF DEM BODEN ODER SCHON IM WIND,

DER SIE BEWEGT, BIS SIE SICH ENDLICH TRENNEN.

DEN STEIN BERÜHREN; DER NOCH SONNENWARM,

DIR EIN GEFÄHRTE,DER NICHT LAUFEN KANN,

DOCH DIR DEN ORT WEIST; WO DU GERN VERWEILST,

AUCH SEINE HARTE STIRN ZIEHT DICH IN BANN.

DER PFAHL IN DEINEM ZAUN, VERWITTERTES GESICHT,

DIE TÜR AN DEINEM HAUS, SIE HIELT NOCH STAND,

DER LETZTE STURM WARS; DER DIE BÄUME BRICHT.

DER LETZTE STRAHL UND SCHATTENSPIEL AN DEINER WAND.

10.6.2001

IN EINEM ANDEREN TON

SCHWEIGT NUR WEITER

SAUMVERWANDTE, GENUSSBRÜCHIG,

IRGENDWANNBRÜDER

AM STREBSIMS.

IN DER KREATIVZELLE

MIT DEN WATTETÜREN

WERKELN DIE SOMMEREMSIGEN

PAPPAMEISEN.

WER DA HINHOFFTE

INS ANTWORTGRAB

ERFUHR SICH ALS AUSWUCHS

FALSCHER SCHWÄRMEREI.

KEINER ZISCHTE; KEINER SPRANG AUF-

SCHWEIGT NUR WEITER.

ICH WERDE BLAUPAUSEN STAPELN

ALS NIMMERVORRAT

AUF DEM PLATZ

UNTER DER TREPPE.

2001/2002